Interessengemeinschaft Modellbahn Kaarst eV

 
 
 

DB-Anlage / bauberichte / spörle-stadthäuser

Geschüttelt, nicht gerührt

Text und Bilder: Jürgen Schröder

Für die Ausgestaltung unseres Bahnhofes Karlsforst hatte der Verein vor einigen Jahren Silikon-Gieß-Formen der Firma Spörle (Werkstatt Spörle, Düsseldorf) erstanden, mit welchen Stadthäuser auf der Basis von Gips erstellt werden können.

Vorhanden sind seit dem folgende Formen:

  • 7103 Straßenfassade
  • 7104 Seitenwand
  • 7101 Hoffassade
  • 7102 Treppenhausvorbau
  • 7120 Anbau
  • 7130 Schuppen
  • 7150 Werkstatt

Wegen der beabsichtigten Verwendung für unsere Modulanlage Karlsforst, eben im Rahmen der Segmente des Bahnhofs, wurde damals der Entschluss gefasst, die Gießteile in Resin auszuführen. Dies hatte zwar den Vorteil, dass die einzelnen Gießteile quasi unzerstörbar wurden, dafür aber Nachteile anderer Art eingekauft wurden. Nachteilig war insbesondere, dass die Formen erheblich gelitten haben, da der Gießmeister wohl am Trennmittel gespart hat oder einfach unaufmerksam geworden war.

Außerdem hatten die Gießteile natürlich nicht die typischen Eigenschaften der farblichen Anmutung, welche Gießteile aus Gips üblicherweise haben. Sie waren nicht saugfähig und waren letztlich wie Plastikbausätze zu kolorieren (Emailfarben, Buntlacke). Dabei muss man wissen, dass die Gießteile, auch wenn sie aus einer einzigen Form mehrmals gegossen werden, immer leicht von einander abweichen. Das ist besonders ärgerlich, wenn sie insbesondere gravierend in der Stärke des Gusses abweichen.

Hier war sehr viel Schleifarbeit angesagt. Der Erbauer der Resinhäuser hatte damals geschworen, die "Dinger" nie wieder anzufassen, auch wenn das Ergebnis vielleicht doch keine vollständige Katastrophe geworden war.


Die Jungs vom Kampfmittelräumdienst machen Pause!

Bis zum Sommer 2009 ist nun einige Zeit ins Land gegangen und wir haben im Rahmen der Ausgestaltung einer Schachtanlage (angestrebt für unsere Ausstellung im Jahr 2011) verschiedentlich mit anderen Formen von Klaus Spörle gearbeitet. Der Verein verfügt über eine wirklich ansehnliche Anzahl von Formen. Diese Silikonformen kommen immer wieder zum Einsatz und haben sehr zum Erfolg unserer Deutschlandanlage beigetragen. Übrigens ein klarer Vorteil den die Mitgliedschaft in unserem Verein bietet, denn wer bastelt schon alleine und kann in so viele Formen investieren.

Jedenfalls haben wir die Spörle-Formen nicht weiter mit Resin ruiniert. Als Gießmasse wurde nun Zellan verwendet, ein Material, welches nach der Beschreibung der Verwendung von Gips in einigen Aspekten nahe kommt. Sinngemäßer Auszug aus der Artikelbeschreibung:

„Zellan ist eine synthetische, anorganische Abformmasse mit porzellanartiger Struktur im ausgehärteten Zustand. Das Material ist lackierbar oder vor der Verwendung einfärbbar und erfordert kein Trocknen oder Brennen. Es wird mit Wasser angesetzt, ist nach ca. 30 Min. entformbar und dient zur Herstellung von Formteilen mit großer Abbildungsgenauigkeit. …Der Unterschied zu Gips besteht darin, dass die Shore-D-Härte etwa 75 beträgt (bei Gips etwa nur die Hälfte). …Die mit Zellan versetzte Wassermenge ist wie Wasser gießbar. Die Farbe von Zellan ist Weiß.“

Die Verwendung von Gips erschien wegen der Verwendung auf einer transportablen Anlage weiterhin nicht ratsam. Für Vergleichszwecke wurde extra frischer Gips gekauft und man kann sagen, dass die aus Zellan gegossenen Teile, insbesondere wenn diese sehr dünn sind (z.B. Betonmauer lediglich 3mm), deutlich stabiler sind.

Über diese Arbeiten mit Zellan und den Silikon-Gieß-Formen war es irgendwann Sommer (2009) geworden. Wegen der gewonnenen neuen Erfahrungen wurden die vormals verfluchten Häuserformen ausgegraben und im Sonnenschein auf einer Terasse reaktiviert.

Also ruhte zunächst die geplante Schachtanlage. Bei halbwegs gelungenem Ergebnis wird sich sicherlich eine Verwendung auf den bis zur Ausstellung 2011 noch zu erstellenden Modulen finden lassen. Was "Häuschen bauen" angeht, herrscht im Verein keine große Bauwut und dann, wenn plötzlich welche gebraucht werden, ist auch immer die Zeit sehr knapp. Dann wird vielleicht die Stunde der neuen Spörlehäuser schlagen.


Zu Beginn wurden einige Häuserfronten gegossen. Dabei war es hilfreich, Zellan und Wasser in einem fest verschließbaren Glasbehälter (z.B. Marmeladenglas, Marmelade vorher aufessen) zusammen zu führen. Diesen kann man schütteln und muss es nicht rühren. Beim Rühren war es immer wieder passiert, dass sich Klumpen bildeten, die in ihrem Inneren noch trockenes Pulver enthielten.

Man spart sich auch eine Vorrichtung zum Rühren, die man ja immer wieder sauber machen müsste. Unter dem Arbeitsplatz stand ein alter Putzeimer mit Wasser, in welchem das Glas und der Deckel möglichst schnell nach dem Gießen wieder ausgespült wurden. Das Wasser muss nicht oft getauscht werden, denn das ausgespülte Zellan sinkt nach einiger Zeit auf den Boden des Eimers wo es sich NICHT mit dem Untergrund verbindet.

Also schütteln vor rühren und zwar nicht zaghaft. Irgendwann fiel der Entschluss, die Konsistenz der Gießmasse nicht an der Beschreibung von Klaus Spörle auszurichten. Bei zahlreichen Gießvorgängen kam es nämlich zum Resin Déjà-vu der immer wieder unterschiedlich starken Gießteile. Klaus Spörle empfiehlt in seiner Beschreibung eine milchähnliche Konsistenz. Um im Bild zu bleiben, ideal ist eine Konsistenz die warmem Honig ähnelt.

Die Gießmasse in diesem fließfähigen aber doch auch zähen Zustand in die Form gießen, so dass sich oben eine Beule bildet, die über den Rand hinausreicht. Dann mit dem Finger durch die Gießmasse fahren, damit sich unten keine Bläschen bilden. Finger nicht ablecken sondern stattdessen mit einem ausreichend großen Japanspachtel die Form glattziehen und überschüssige Gießmasse abstreifen. Dann ausreichend lange warten, bis die Gießmasse getrocknet ist.

Möglichst nicht drauf warten, sonst entformt man zu früh und kann den Guss in die Tonne hauen. Hat man die benötigten Formteile beisammen, so legt man diese auf einer planen Oberfläche aneinander und stellt fest, dass, obwohl man sich viel Mühe gegeben hat, diese doch noch zu schleifen sind. Bei unserer Form der Rückfront zumindest sind Erd- und Zwischengeschoß leicht breiter als das Obergeschoss (dies mag durch die ja eigentlich nicht vorgesehene Verwendung von Resin verursacht worden sein).

An einem Winkel ausgerichtet, wurden die Gießteile schließlich mit Ponal verklebt und später die ungleiche Seite auf Schmirgelpapier angeglichen. Da bei diesem Vorgang natürlich die seitliche Struktur der Ziegel verloren geht, folgt nun das mühsame ritzen neuer Ziegel. Aber hier verhält sich Zellan wirklich sehr ähnlich wie Gips. Es ist nicht wirklich schwer. Hat man Vorder- und Rückfront fertig, kann man diese, wiederum mit Ponal, mit den Seitenteilen verbinden.

Innen wurde noch ein kleiner Holzwinkel angebracht um die Ausrichtung zu erleichtern. Schon steht der Korpus des ersten Hauses. Möchte man den Anbau (7120) oder das Treppenhaus (7102) anbauen, empfiehlt es sich allerdings, zuvor die vorspringenden Fensterbänke zu entfernen, so dass man in etwa eine gleichmäßige Verbindung herstellen kann.

 


Zur farblichen Gestaltung finden sich in der Anleitung von Klaus Spörle sehr hilfreiche Ausführungen. Klaus Spörle arbeitet vorwiegend mit Acrylfarben und deshalb haben wir ebenfalls Acrylfarben verwendet. Allerdings sind die Gussteile aus Zellan weit weniger saugfähig als solche aus Gips und folglich können die Ausführungen von Klaus Spörle nicht 1:1 übertragen werden. Gerade auf glatten Flächen greift die Farbe oft nicht optimal und es muss nachgearbeitet werden.

Für einen Laien sind aber die grundsätzlichen Ausführungen von Klaus Spörle über farbliche Gestaltung unverzichtbar. Das Kapitel „Naturfarben“ in seiner Anleitung "Bauen mit Gips" vermittelt das notwendige Wissen. Bei der Farbmischung ist eine gewisse Reihenfolge einzuhalten, da man sonst hinterher entweder nicht die gewünschte Farbe, oder aber so viel Farbe hat, dass damit ein ganzer Modellbahnkeller angestrichen werden kann.

Klaus Spörle empfiehlt matte Acrylfarben mit hoher Pigmentierung. Im Künstlerbedarf wurden hierfür die Grundfarben der Firma „Flashe“ (Lefranc & Bourgeois) erworben. Wahrscheinlich ist das etwas überzogen, der Preis war jedenfalls happig. Zur Anmischung von Ziegelrot benötigt man Weiß, Hellbraun, Lichter Ocker und Hellrot. Beginnen sollte man immer mit Hellrot, anschließend sind die anderen Farben wirklich vorsichtig beizumengen.

Die obskuren Farben, die mit anderer Reihenfolge entstanden sind, wurden als abschreckende Beispiele aufgehoben. Auch wenn die Gießteile aus Zellan sind und nicht aus Gips, sollte die Farbe mit Wasser verdünnt sein. Ansonsten kommen die teils sehr feinen Strukturen der Formen nicht zur Geltung. Zu bemerken ist, dass in Bereichen, in welchen der Weißleim zwischen den einzelnen Formteilen hervorgequollen war, die Saugfähigkeit völlig aufgehoben worden war. Hier musste mehrmals nachgefärbt werden.

Vorsicht ist beim Altern der Gebäude geboten. Nachdem zunächst die Farbgebung der Ziegelflächen ganz zufrieden verlief, sollten die Fugen gestalten werden. Anders als bei den Resinhäusern sollten die Fugen diesmal dunkler abgesetzt werden. Bei Plastikbausätzen wurde zuletzt immer mit grauer, verdünnter Dispersionsfarbe eingeschlämmt, abgewischt und mit Bleistiften schraffiert. Diese Methode klappt bei Zellan leider überhaupt nicht, denn mit dem Bleistift schraffiert man einen Teil der Farbe wieder weg.

Stattdessen wurde eine dünne Mischung aus schwarzer Emailfarbe und Farbverdünner angesetzt. Diese Brühe wurde mit einem Schwammpinsel flink über die Ziegelflächen gezogen. Dabei sollte die Fläche plan nach oben liegen, damit sich die Farbteile nicht nur im unteren Bereich wieder finden. Dort wo zu viel Ruß aufgetragen wurde, musste noch nachgearbeitet werden. Die erfolgte mit einer kleinen Farbrolle (Künstlerbedarf), mit der die Ziegelfarbe leicht über die zu dunkel geratenen Stellen aufgebracht wurde. Versuche, den Ruß von der Oberfläche abzuwischen, sind leider fehlgeschlagen. Dies hat auch mit einem in Terpentin, Verdünner, Waschbenzin oder einfach nur Wasser getränkten Stofftuch nicht hingehauen.

Ganz zufrieden stellend war das Ergebnis nicht. In der im Internet verfügbaren Anleitung "Modellbau mit Silikonformen, Latexformen und Gips" (www.modellbau-joachim.de) wird noch eine alternative Methode mit Talkum und Graphit beschrieben.

Die mit Pfannen gedeckten Dächer wurden so gestaltet, wie bereits bei den Resingebäuden geschehen. Die Fläche wird dabei zunächst deckend mit orange farbiger Acrylfarbe eingefärbt. Die Farbe wurde nicht verdünnt. Am folgenden Tag wurden diese Flächen mit einer wässrigen Schmutzmischung aus schwarzem Acryl überzogen. Der Farbanteil darf nur gering ausfallen. Das Ergebnis überzeugt immer wieder!