Interessengemeinschaft Modellbahn Kaarst eV

 
 
 

DB-Anlage / digital / maerklin-exkurs

Digitalisieren einer Märklin Wechselstromlok (Allstrommotor)

Text und Bilder:  Jürgen Schröder

Haben Sie vielleicht auch noch Wechselstromlokomotiven aus Ihrer eigenen Kindheit auf Lager und möchten Ihrem Kind einen Einstieg in die Welt der Modelleisenbahn ebnen, ohne dafür teure Modelle zu verwenden, die schon Schaden nehmen, wenn sie nur schräg angeschaut werden?

Wir sind überzeugt, dass auf Speichern und in Kellern noch wirklich sehr viele Lokomotiven der Firma Märklin darauf warten "wachgeküsst" zu werden, um Kindern erneut Freude zu bereiten. Wenn Sie ein digitales Steuergerät (System Motorola) beispielsweise gebraucht erwerben, können Sie mit geringen Kosten und kleinem Aufwand zu einem überzeugenden Spielerlebnis gelangen.  

Hier folgt eine Beschreibung darüber, wie ein Mitglied unseres Clubs dabei vorgegangen ist. Die Beschreibung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder technische Sicherheit. Man sollte sich immer an der Original-Einbauanleitung des erworbenen Decoders orientieren.

Wesentliche Zutaten

  • V 60 mit Telexkupplung (Märklin, Art. 3065, Betriebsnummer 260 417-1, gebaut von 1969 bis 1981)
  • Multiprotokolldecoder für Allstrommotoren (Uhlenbrock, Art. 76200)
  • 2 x massefreie Lok-Beleuchtung (Märklin, Art. 370330436706, Beleuchtungssockel incl. Leuchtmittel)
  • Schrumpfschlauch (Viessmann, Art. 92104)

Arbeitsschritte

Die V 60 wird in die Werkstatt gefahren und Arbeitsmaterialien werden bereitgestellt.

Das Lokgehäuse wird demontiert und der mechanische Umschalter entfernt. Die alten Kabel sämtlich  vom Motorblock abgelötet. Das Kabel, welches vom Schleifer kommt, sollte erhalten bleiben. Die blauen Kabel, welche von den Telex-Kupplungen kommen, sollten ebenfalls erhalten bleiben.

Vorher / nachher


Den Umschalter nicht wegwerfen. Vielleicht hat jemand Interesse daran.

Nehmen Sie den Decoder zur Hand. Zum Betrieb der Telex-Kupplungen müssen Sie zwei Litzen an die Funktionsausgänge A1 und A2 anlöten (so wie der Decoder hier liegt, handelt es sich um die Lötpunkte direkt unterhalb der Aussparung. Es wurden zwei rote Litzen verwendet).

Auf der anderen Seite des Decoders löten Sie nun eine weitere Litze an den Lötpunkt "+20 V". Es handelt sich um den Lötpunkt, welcher in der Decoderbeschreibung mit der Nr. 1 bezeichnet ist. Die Litze wird benötigt, um die (massefreie) Beleuchtung anzuschließen.

Kleben Sie auf diese Seite des Decoders etwas Klebestreifen (ein kleines Stück liegt dem Decoder bei, oder verwenden Sie tesa Powerstrips). Dies soll verhindern, dass der Decoder mit der Lokmasse in Verbindung kommt.

Verwenden Sie nun die Schraube, mit welcher der mechanische Umschalter zuvor innerhalb der Lok befestigt war, um den Decoder zu fixieren.

Setzen Sie jetzt die Beleuchtungssockel ein, indem Sie die Kabel so umknicken, dass diese an der Aussparung des massefreien Sockels nach oben entlang zeigen. So passt der Sockel in die alte Lampenfassung und sitzt ausreichend fest. Den Decoder schließen Sie ansonsten natürlich so an, wie es in der Original-Einbauanleitung beschrieben ist:

"Trennen Sie die Verbindung zwischen dem Motorschild und der Feldspule auf. Die beiden Drähte in dem Leitungsende, das von der Feldspule kommt, müssen miteinander verlötet bleiben. Isolieren Sie das Leitungsende (Schrumpfschlauch). Trennen Sie alle anderen Leitungsverbindungen zwischen dem Motorschild und dem Lokchassis auf.

Die Leitungen des Decoders werden wie folgt angeschlossen: Die beiden weißen Leitungen an die Zuleitungen zur Feldspule, die grüne und die blaue (die original blaue, nicht die zusätzlich angelötete Litze) Leitung an die beiden Anschlüsse am Motorschild."

Die rote (original rote Leitung, keine der zusätzlich angelöteten Litze) Leitung wird mit dem Kabel, das vom Schleifer kommt, verlötet und mittels Schrumpfschlauch isoliert.

Die braune Leitung muss möglichst sicher mit der Masse (dem Lokchassis) verbunden werden. Suchen Sie dazu ein blankes Metallteil und kratzen es mit einem Schraubenzieher oder einer kleinen Feile rau. Setzen Sie dort einen Lötpunkt und löten Sie die braune Leitung auf.


Die blaue Litze, welche auf der Decoderrückseite an den Lötpunkt "+20V" mündet (s.o.) wird mit jeweils einem Kabel der Beleuchtungssockel verbunden. Dies dient übrigens dazu, ein Flackern der Beleuchtung zu vermeiden, das ansonsten unvermeidbar wäre, wenn die Beleuchtung direkt mit der Lokmasse verbunden würde. Auf die Lötstelle wurde ein Stückchen tesa Strip geklebt.

Jeweils ein blaues (original) Kabel der vorderen und hinteren Telexkupplung wird mit der Lokmasse verbunden. Dazu wird an einem blanken Metallteil jeweils ein Lötpunkt gesetzt (Aufrauen und Lötzinn aufbringen).

Einer der beiden noch freien Kabel der Beleuchtungssockel wurde mit dem grauen Kabel verbunden. Bei einer kleinen Testfahrt (Adresse 01 ansteuern) zeigt sich jetzt, ob das in Fahrtrichtung vorne liegende Lämpchen leuchtet. Leuchtet das falsche Lämpchen, muss das Kabel mit dem gelben Kabel des Decoders verbunden werden.

Der andere Beleuchtungssockel wird mit dem grauen oder gelben Decoderkabel verbunden, je nach dem, welcher noch frei geblieben ist. Die noch freien Leitungen der Telexkupplung werden noch mit den roten Litzen der Lötpunkte A1 und A2 verbunden.

Bei einer Probefahrt zeigt sich, dass alles prima funktioniert. Die Telexkupplungen können getrennt über die F1 und F2 Tasten der Digitalsteuerung bedient werden. Jetzt noch das Gehäuse aufsetzen und den Decoder auf die Adresse 60 (weil es sich um eine V60 handelt) programmieren. Die Fahreigenschaften empfinde ich als ausreichend gut, auch ohne CVs anzupassen. Über F3 lässt sich ein Rangiergang schalten, so dass die Lok auch sehr langsam gefahren werden kann.


Kaarst, Dezember 2011