Interessengemeinschaft Modellbahn Kaarst eV

 
 
 

Hafen-Anlage / bauberichte / hafenmeisterei

Nachbau der Hafenmeisterei in Krefeld

Text und Bilder: Heinrich

Fernab einschlägiger Bausätze sorgen individuell gebaute Modelle für Abwechslung auf der Modellbahn. Insbesondere wenn es sich zudem um besonders markante Gebäude handelt. Interessante Vorbilder findet man übrigens nicht nur im Internet, sondern oft vor der eigenen Haustür. Aber Vorsicht: Sehr schnell hat man sich in ein Vorbild verguckt und das "Unheil" nimmt seinen Lauf. So ist es auch mir ergangen.

Die Stadt Krefeld besitzt einen Hafen mit Verbindung zum Rhein. Dort wo die Schiffe vom Rhein in den Hafen ein- und ausfahren können, befindet sich auf der Molenspitze die Hafenmeisterei. Gut erkennbar ist das unterschiedliche Alter von Mole und dem darauf gebauten Funktionsgebäude. Man kann das Gebäude sehr schön von einer nahegelegenen Rheinbrücke aus betrachten und fotografieren.

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Hier sieht man links ein Stückchen vom Rhein und rechts die Einfahrt in den Hafen. Die im Hintergrund sichtbare Drehbrücke steht übrigens unter Denkmalschutz. Auch sie wäre eine modellbauerische Sünde wert. Das gleiche gilt für das Lagergebäude mit Kran Nr.5. Hier geht’s aber nur um das kleine Gebäude auf der Molenspitze.

Für unsere Hafenanlage waren gleich drei Aspekte von Bedeutung. Erstens muss es in einem Hafen eine Hafenmeisterei geben. Sie ist gleich nach der Hafenkneipe ein sehr bedeutendes Funktionsgebäude. Zum zweiten hat das Vorbild in Krefeld die richtige Größe und zum dritten ist sie ein schöner Blickfang auf der auch bei unserer Anlage vorhandenen Hafenmole.

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Auf die Schnelle wurde für eine Stellprobe eine Pappversion zusammengeklebt. Mit ihrer Hilfe kann man sehr leicht die beste Anordnung auf der Anlage finden. Auf besondere Schönheit und teure Materialien kommt es dabei nicht an.


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Als nächstes geht’s an den PC, wo ein vereinfachtes CAD-Modell von Mole und Aufbau erstellt wurde. Hier kann man sehr leicht die Proportionen erkennen und bei Bedarf anpassen. So zeigte sich sehr früh, dass das Gebäude zwar exakt im 1:87 Maßstab gebaut werden konnte, der Wasserstand jedoch an die Verhältnisse auf unserer Hafenanlage angepasst werden musste. Natürlich geht dies auch ohne PC und CAD-Modell, aber vielleicht nicht so elegant. Auf jeden Fall sollte ein fehlender PC und/oder Software für den Modellbauer kein Grund sein von seinem Vorhaben abzulassen.

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Aus dem CAD-Modell kann man Flächenabwicklungen ableiten, die man als Bastelbogen verwenden kann. So sieht das erweiterte Papiermodell für eine weitere Stellprobe aus. Der Hafenmeister wundert sich offenbar über den hohen Wasserstand.

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Nun geht es an den eigentlichen Modellbau aus Polystyrol. Die gebogene Fensterfront entsteht in dem man den o.g. Bastelbogen ausdruckt und die Eckpunkte per Nadel auf das klare Polystyrol überträgt. Dann kann das Fensterband ausgeschnitten, mit dem Cutter angeritzt und geknickt werden. Man sieht auf dem Bild den leider unvermeidbaren Baumwollhandschuh. Er wird dringend benötigt, um Fingerabdrücke und Kratzer auf dem klaren Polystyrol zu vermeiden.

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Das Fensterband wird anschließend ganz vorsichtig unter das vorbereitete Dach geklebt. Kleberklekse auf den Scheiben sind ein NoGo.

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Von unten kommen nun die Fensterbank und ein sorgfältig gebogener Mauerplattenstreifen hinzu. Na und dann kommen die Fensterrahmen und Sprossen! Hier sind eine Pinzette, Geduld und Pausemachen die wichtigsten Arbeitsmittel, denn Kleberklekse auf den Scheiben sind immer noch ein NoGo. Niemand wird bemerken, dass die Scheiben vor den Rahmen gebaut wurden.

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Beim Unterbau wurde ebenfalls mit der Abwicklungs-Nadelübertragungs-Ausschneide-methode vorgegangen. Zunächst entstand ein dünnwandiger Grundkörper mit glatter Außenseite.

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Dieser wird mit einer 4 mm Grundplatte und mit einigen Rippen versehen und bildet dadurch eine stabile Einheit. Das Gebäude kann später zum Transport der Anlage leicht abgenommen und separat verpackt werden.

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Eine weitere Stellprobe lässt schon eine bessere Beurteilung zu und motiviert zum Weiterbau. Auch die anderen Modellbauer kommen offensichtlich voran.

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Etwas aufwändiger wird es, wenn man es beim Festungsmauerwerk aus Basaltsäulen genau nimmt. Das Muster (unregelmäßige Vielecke) wurde von Hand in Polystyrolstreifen eingeritzt. Anschließend wurden diese Streifen auf das Modell aufgeklebt. Die großen rechteckigen "Steine" wurden einzeln ausgeschnitten, zum Teil vorgekantet und ebenfalls aufgeklebt.

Alternativ, aber nicht ganz vorbildgerecht, könnte man die Basaltsäulen auch aus einer ähnlichen Mauerplatte oder Gewegplatte herstellen. Schön wäre es, wenn sich einer der einschlägigen Hersteller erbarmen würde und das Mauerwerk in ein schönes Plattenprodukt umsetzte täte.

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Die Beton-Außentreppe entstand aus geschichteten 2 mm Polystyrolplättchen. Der kubische Anbau ist dagegen leicht aus Mauerplatten herstellbar.

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Die Dacheindeckung erfolgte mit Streifen aus Tonpapier. Um diese genau nach Vorbild zu verlegen, genügte ein kurzer "Google-Earth-Blick" von ganz oben.

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Ringe zum Schiffe-festmachen : Wickeln , Aufschneiden , Flachbiegen.

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Halter für einen der beiden Rückspiegel, damit der Hafenmeister später auch alles im Blick behalten kann. Das ist vorbildgerecht, sorgt aber bei jedem Transport der Anlage entweder für besondere Umsicht oder für häufige Reparaturen.

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Rostige Leiter aus der Bastelkiste mit zusätzlichen Halterungen sowie Antenne mit Halterung am Kamin. Solche Kleinigkeiten sind beim Modellbau so wichtig wie beim Vorbild.

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Wir bauen das Gebäude mit Absicht etwas verdreht auf die Anlage, damit die Sicht auf das Stumpfgleis für unsere Besucher erhalten bleibt. Die Eisenbahn sollte nicht zu kurz kommen.
Wenn man diese Anordnung mit dem Vorbildfoto vergleicht, ist dies natürlich eine jener Abweichungen, ohne die es beim Modellbau nicht geht. Sie bleiben vielen Betrachtern der Anlage verborgen oder werden verständnisvoll zu Kenntnis genommen.


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Es versteht sich von selbst, dass die Hafenmeisterei mit einer vorbildgerechten Büroausstattung und Beleuchtung ausgestattet wurde. Innen ist man bei einer offensichtlich angeregten Diskussion. Der Meister steht draußen und sucht nach den Zigaretten. Dass der Dachübergang zwischen dem hinteren und vorderen Gebäudeteil inzwischen mal wieder reparaturbedürftig ist, bemerkt er dabei nicht.


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Das Schubschiff Oranje 1 zieht mit der gebotenen Vorsicht an der Hafenmeisterei vorbei. Ob das an der Einsicht des Schiffsführers oder an der puren Anwesenheit des gestrengen Hafenmeisters liegt, wissen wir nicht.

Indes schaut der Hafenmeister lieber noch mal nach dem Wasserstand, obwohl dieser auf unserer Hafenanlage schon seit einiger Zeit nicht mehr weiter gestiegen ist.