Interessengemeinschaft Modellbahn Kaarst eV

 
 
 

Hafen-Anlage / bauberichte / heavy metal

Schwertransporte und ihre Vorbilder

Text und Bilder: Heinrich

Vorbild

In der Epoche 3 waren Schwertransporte auf der Straße noch eher die Ausnahme. Für den Transport schwerer Maschinenteile wurde die Eisenbahn eingesetzt. Fertig bearbeitete Maschinenteile werden aber stets gut verpackt transportiert (siehe Kistenklopperei) und sind daher praktisch nie zu sehen.

Anders verhält es sich mit noch unbearbeiteten Gussteilen, die von der Gießerei zu einem Maschinenbauunternehmen transportiert werden. Man erkennt die Bauteile an ihrer rauhen Oberfläche. Obwohl die Bauteile oft schon in der Gießerei gesandstrahlt werden und damit eine metallische Oberfläche sichtbar wird, ist beim Transport schon wieder Rost entstanden.

Solche Gussteile sind für die Modellbahn interessant und man kann sie verhältnismäßig leicht selbst herstellen.

Modell

Ausgangsmaterial waren hier überzählige Bauteile für Weichenantriebe (im Bild blau). Man kann aber auch andere Teile, die man noch in der Restekiste findet, verwenden. Gut geeignet sind vor allem Bauteile, die mit komplexen Rippen und Nocken versehen sind und eine gewisse Wanddicke aufweisen. Auch abgerundete Kanten sind bei Gussteilen typisch.

Als erstes werden die Bauteile auf eine entsprechende Größe zurechtgeschnitten und mit Platten und Profilen zu einem ladefähigen "Gussbauteil" zusammengeklebt.

Die Farben spielen hier überhaupt keine Rolle. Wichtig ist, dass man nicht gleich eine Lademaßüberschreitung verursacht.

Nachdem alles gründlich verklebt ist und der Kleber seine Festigkeit erreicht hat, werden überstehende Kanten und Grate sorgfältig entfernt und unebene/raue Oberflächen glattgeschliffen. Achtung: Jeder Kratzer ist später sichtbar. Daher mit sehr feinem Schleifpapier nacharbeiten, z.B. Korn 1500.

Nun kann grundiert werden, um sicherzustellen, dass die Farbe später auf allen Oberflächen haftet. Das ist insbesondere dann nötig, wenn verschiedene Kunststoffe zum Einsatz kommen. Bei Metallen ist eine Grundierung grundsätzlich notwendig. Die Grundierung (ich verwende Tamiya Surface Primer aus der Sprühdose) zeigt gnadenlos jede Unebenheit und es ist ggf. ratsam nochmal nachzuschleifen.

Jetzt, da alles die gleiche Farbe hat, kann man sich schon besser vorstellen, dass alles aus einem Guss entstanden ist.
Im nächsten Schritt wird das Bauteil „metallisch“. Mit dem Pinsel trägt man nun Tamiya „Metallic Gray“ (XF-56) auf.

Tipps:

  • Farbe vorher intensiv durchrühren, da sie sich schnell entmischt.

  • Mit dem Pinsel geht’s besser als mit der Airbrush, da diese Farbe die Airbrushdüse schnell zusetzt. Da die Farbe auf der Oberfläche schön ineinander verläuft, ist der Pinsel kein Problem.

Nur am Gewicht bemerkt man noch, dass die Teile nicht aus Metall (Stahl, Eisen), sondern aus Kunststoff bestehen. Das wäre jetzt beim Vorbild der Zustand unmittelbar nach dem Sandstrahlen, der sich aber schon nach wenigen Tagen wieder ändert.

Hierzu sind Pigmentfarben sehr gut geeignet, die man je nach Geschmack, auf jeden Fall aber ungleichmäßig mit einem weichen Pinsel aufträgt. Mit einem harten Pinsel kann man den Rosteffekt bei Bedarf wieder etwas abschwächen. Das Bild zeigt die beiden Zustände im Vergleich. Vorsicht mit den Pigmentfarben: Diese verschmutzen die Kleidung noch gründlicher als flüssige Farben.

Nun ist es an der Zeit, sich über das Vorbildgewicht der Gussteile Gedanken zu machen, damit ein geeigneter Güterwagen ausgewählt werden kann. Dazu braucht man nichts weiter als eine Küchen- oder Briefwaage und einen Taschenrechner bzw. eine Smartphone-App.
Mit zwei oder mehr Bauteilen bekommt man bei der Küchenwaage ein etwas besseres Ergebnis (Messbereich wird besser genutzt). Ganz genau muss es aber nicht sein.

Berechnungsgrundlagen:

  • Ein Modellbauteil wiegt demnach in diesem Fall 5 g.
  • Die Dichte von Stahl ist ca. 8 mal größer als die von Kunststoff (PP,PS)
  • Das Volumen ist beim Vorbild um den Faktor 87*87*87 mal größer (bei H0)
  • Eine Tonne entspricht 1.000.000 Gramm.

Jetzt kommt eine kleine Portion Mathe: 5 * 8 * 87 * 87 * 87 / 1.000.000 = 26,34.

Das bedeutet: Das Vorbildbauteil aus Stahl wiegt satte 26,34 Tonnen. Da darf es bei zwei Bauteilen schon ein solider Schwerlastwagen sein. Da nehmen wir z.B. mal einen Ssym 46 (im Bild ein Wagen von Trix) und machen eine erste Probe. Auch jeweils ein einzelnes Bauteil auf einem Schwerlast-Vierachser wäre stimmig.

Man beachte, dass die Ladung eine sogenannte Punktlast darstellt. Das bedeutet, die Last ist nicht auf einer größeren Länge verteilt. Daher wäre es eher unvorteilhaft ein solches Bauteil mittig auf einen langen Vierachser zu verladen.

Das sieht von den Proportionen her doch schon mal brauchbar aus. Man bedenke, dass hier ca. 50-52 t Ladung zu bewegen sind.

Als nächstes empfiehlt es sich, zumindest die Ladefläche des Schwerlastwagens dem Vorbild anzupassen. Das hatte ich in einem anderen Beitrag bereits beschrieben und soll daher nicht wiederholt werden.

Nun, wenn es denn vorbildgerecht sein soll, muss die Ladung noch gesichert werden.

Noch ein Ausflug zum Vorbild:

  • Es wird bei so schweren Bauteilen zwischen der Gießerei und dem Kunden oft abgesprochen, welche Orientierung das Bauteil auf dem Wagen haben soll. So braucht der Kunde das Bauteil beim Abladen nicht zu drehen und kann es mit dem Hallenkran leicht vom Wagen auf den Hallenboden absetzen und von dort zur Bearbeitung auf die Werkzeugmaschine heben. Wer je ein so schweres Bauteil in einer beengten Werkhalle drehen oder kippen musste, wird diese Überlegung zu schätzen wissen.

  • Bei meinem Beispiel haben die Gussteile eine ganze Reihe von Öffnungen, so dass man sie gut an den Kran anschlagen kann. Wenn bei einem Bauteil keine Öffnungen vorhanden sind, werden in der Gießerei gleich Nocken oder Ösen mit angegossen. Darauf sollte man beim Modellbau achten.

Ich habe mich zu einer anderen Orientierung der Bauteile entschlossen und einen entsprechenden Unterbau aus Holz und Stahlprofilen (Evergreen) angefertigt. Tipp: Zum einfachen Lackieren der Profile mit der Sprühdose kann man sie auf einen Polystyrol-Rest kleben.

Abschließend werden die Gussteile mit den Sicherungsteilen verklebt und zur Begutachtung lose aufgesetzt. Die folgenden beiden Bilder zeigen das ganze bei Fotolicht und sind daher einigermaßen farbrichtig. Es fehlen noch: Verwitterung des Wagens sowie Zurrketten oder Seile.

Zum vorbildgerechten Heavy-Metal-Betrieb beachten Sie bitte:

Ein solcher Wagen gehört nicht an die Laderampe beim Landhandel und vorsichtig rangieren ;-)